Der Hof – Das Herz des Ensembles
Das in Jahrhunderten gewachsene Gebäudeensemble aus dem Frohnauer Hammer, einer Schmiede mit wasserkraftbetriebenen Hammerwerken, und dem Hammer-Herrenhaus ist das älteste technische Denkmal Sachsens, eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten des Erzgebirges und durch seinen weitestgehend authentischen Erhaltungszustand äußerst wertvoll für die lebendige Geschichtsvermittlung. Die Erhaltung und bessere Erfahrbarkeit dieses Ensembles, also auch des Hofraumes zwischen beiden Kulturdenkmalen als drittem Ensemblemitglied, ist das zentrale Thema unseres Entwurfs.
Schon der Eingang zum Besucherzentrum befindet sich daher nicht außerhalb, sondern auf dem Hof, sodass die Besucher unmittelbar in die authentische Atmosphäre des Hammer-Ensembles „eintauchen“ und somit angemessen auf die lebendige, leiblich erfahrbare Vermittlung der Geschichte der Schmiede und der Handwerkskunst im Museum Frohnauer Hammer eingestimmt werden.
Um den Einfluss des Besucherzentrums auf die Ensemblewirkung des Hammerhofes trotz seiner Nähe möglichst gering zu halten, ist dessen Baukörper vom Herrenhaus abgerückt – er hält sich dezent im Hintergrund unter den Bäumen des Schreckenbergs, schmiegt sich gewissermaßen an den Berg und ist teilweise auch in ihn hineingebaut.
Das Besucherzentrum – Der diskrete Didakt
Der Eingang zum Besucherzentrum erfolgt über die südliche Terrassenmauer unterhalb der vorhandenen Biergartenterrasse: Die Besucher betreten das Besucherzentrum hier – thematisch am hier ausgestellten Bergbau orientiert – wie einen Stollen und erschließen sich auf ihrem Weg zum Besucherempfang durch wechselnde Blickperspektiven schrittweise das „Innenleben des Berges“.
Innen empfängt die Besucher eine helle und luftige Halle mit hoher Decke und einem Südfenster, das – wie zuvor der Kiosk aus dem Jahre 1972 – exakt auf den Eingang zur Schmiede ausgerichtet ist, was von der Galerie aus einen eindrücklichen Sichtbezug bietet.
Die Außenanlagen werden zum wichtigen Bestandteil des Ausstellungskonzeptes und beinhalten neben Aufenthaltsbereichen und der notwendigen Infrastruktur auch Ausstellungsbereiche und Exponate. Das Aufgreifen von historisch verwendeten Materialien stärkt die Ensemblewirkung der einzelnen Gebäudekomplexe über die Straße hinweg. Die erweiterten, möglichst großzügigen Gehwegbereiche werden mit Granitstein gepflastert, polygonale Natursteinplatten betonen die Gesamtheit des Hammerhofes.
Die äußere Bekleidung der Holzrahmenaußenwände wird mit Holzschindeln ausgeführt, da diese für Funktionsgebäude regional typisch sind. Damit bringt das Besucherzentrum sein Selbstverständnis zum Ausdruck, denn es möchte die Aufmerksamkeit nicht auf sich lenken, sondern erst auf den zweiten Blick wahrgenommen werden.
Aus diesem Grunde sind die Außenwandflächen im 1. OG und im 2. OG auch geneigt, treten also eher wie Dachflächen in Erscheinung, was den ganzen Baukörper kleiner erscheinen lässt und zudem einen von Nebengebäuden vertrauten Anblick bietet. Außerdem tritt der Neubau durch das Aufgreifen von Elementen der Bestandsgebäude bei dennoch erkennbarer Zeitgenossenschaft in einen respektvollen Dialog mit dem Bestand.
Das Südfenster der Eingangshalle wirkt wie ein im Bergbau typisches „Lichtloch“ für den unterirdischen Bereich des Besucherzentrums und versorgt ihn ausgiebig mit Tageslicht.