Die Johanneskirche in Altenbochum ist der einzige realisierte Entwurf Hans Scharouns für einen Kirchen-Neubau. Entsprechend hoch ist ihr Denkmalwert eingestuft. Neben einem erweiterten Verständnis der liturgischen Vorgaben begegnet man hier einigen der scharountypischen Gestaltungselemente. Unter einem zeltartigen Dach („Die Kirche als Zelt“) entwickelt sich ein dynamisches Raumkontinuum, dem es aber gleichzeitig auch gelingt, einzelne in sich ruhende Orte zu schaffen. Das Gebäude ist von innen heraus entwickelt. Eine „Fassade“ hat Scharoun weitestgehend vermieden – erhellt wird der Kirchenraum fast ausschließlich durch die zur Sonne geneigte „Lichtwand“. Die Intensität der Raumwirkung wird durch die Reduziertheit in Ausstattung und Materialität noch verstärkt und macht dieses Gebäude zu einem Kleinod der Kirchenbaukunst.
Neben einer grundlegenden denkmalgerechten
Sanierung fand in der Planung auch eine erweiterte funktionale Anforderung Berücksichtigung: So ist aufgrund wechselnder Bestuhlung bei den Veranstaltungen dringend ein Stuhllager erforderlich geworden. Darüberhinaus wurde die Lichtwand durch ihren Verzicht auf eine thermische Trennung permanent durch Tauwasser befeuchtet, wodurch die Holzinnenbekleidung immer wieder ausgetauscht werden musste und die bauzeitliche Stahlkonstruktion durch Korrosion massiv in ihrer Existenz bedroht war. Beide Anforderungen wurden mit nur einer Intervention gelöst, um das Denkmal so authentisch wie möglich zu erhalten: einer aufgedoppelten, raumbildenden Lichtwand, die dort, wo Scharoun seinen Entwurf begann – im Innenraum der Kirche – nahezu nicht wahrnehmbar ist. Die äußere Lichtwandebene erhält eine eingestimmte Geometrie, ist aber durch die Detaillierung dennoch als neue Zeitschicht erkennbar und unterhält dadurch einen vielschichtigen Dialog mit dem bauzeitlichen Bestand.
Die denkmalgerechte Sanierung umfasste auf Basis gründlicher Untersuchungen der Substanz und historischer Quellen neben der Mauerwerks- und Schadstoffsanierung sowie der Aufarbeitung der Fensterelemente und der Instandsetzung der Haustechnik u.a. auch ein Austausch der Bitumendeckung gegen die ursprünglich geplante Kupferdeckung inkl. nachträglicher Wärmedämmung und Austausch von Teilen der Dachkonstruktion, und dies ohne Demontage der Kirchendecke bei laufender Nutzung.
Da die Sanierung der Scharounkirche über Spenden und Fördermittel zu finanzieren war, wurde die gesamte Realisierung so konzipiert, dass jeweils bei Erreichen bestimmter Spendensummen sinnvolle Bauabschnitte gebildet werden konnten.
Nach Vorliegen der Baugenehmigung sowie der
Denkmalrechtlichen Genehmigung im Jahre 2010 konnte dann 2012 der erste Bauabschnitt, die Sanierung des Daches und des Mauerwerkes durchgeführt werden. 2013-14 folgte dann der 2. BA mit der denkmalgerechten Sanierung der bauzeitlichen Lichtwandebene und dem Bau ihres Schutzschildes – der neuen Lichtwandebene.
Beim abschließenden 3. BA 2015-16 lag der Fokus dann auf der Sanierung des Foyerdaches, der Schadstoff- und Fugensanierung im Innenraum sowie der Integration deckenbündiger Leuchten im Foyer.